Amerikanische Farmlandschaft zu William Faulkner Licht im August
Amerikanische Farmlandschaft für William Faulkner Licht im August

Ist es schon wieder 1932?

"Licht im August" von William Faulkner

Der Roman des Literatur-Nobelpreisträgers erstmals als Hörspiel

Rassismus, religiöser Fanatismus, Geschlechterkampf: Der Literatur-Nobelpreisträger William Faulkner beschäftigte sich in seinem 1932 erschienenen Roman Licht im August mit Themen, die auch heute noch große Aktualität besitzen. Nun wurde das Werk erstmals als Hörspiel inszeniert – unter der Federführung des mehrfach ausgezeichneten Hörspielregisseurs Walter Adler und mit einem fast 70-köpfigen Sprecherensemble (u.a. Ulrich Matthes, Tom Schilling und Yohanna Schwertfeger). Produziert von SWR2 erscheint es am 12.1.2018 als CD-Edition bei Hörbuch Hamburg.

Licht im August ist ein spannendes sprachgewaltiges und immer noch verstörendes Werk.

Paul Ingendaay
Frankfurter Allgemeine Zeitung

"Faulkners Roman ist – unbestritten – ein kraftvolles Meisterwerk."

Tom Schilling, Sprecher von Joe Christmas

Fragen von SWR2-Dramaturgin Andrea Oetzmann an Regisseur Walter Adler

Walter Adler, der Regisseur im Interview

Was hat der Text dem Bearbeiter und Regisseur Walter Adler geschenkt?

Weltliteratur. Tiefe Einsicht in das Problem des Rassismus, das heute, wie 1932, als Faulkner den Roman schrieb, das Leben der Menschen vergiftet, und das nicht nur in den USA. Jede der Faulkner‘ schen Figuren hat eine sie determinierende Geschichte, Biografie. Sie alle sind schuldig und unschuldig. Sind Kinder ihrer Zeit und der sie umgebenden, sie prägenden gesellschaftlichen Verhältnisse.

Was war bei der Besetzung der Figuren Joe Christmas, Lena Grove, Gail Hightower, Byron Bunch u. a. zu bedenken?

Dass sie von Deutschlands besten Schauspielern gespielt werden, die in der Lage sind, die widersprüchliche Komplexität der Figuren verstehbar zu gestalten und der Hörer in die Lage versetzt wird, ein Urteil zu fällen.

Wie viele Rollen waren zu besetzen?

Viele. Sehr viele. Viele sogenannte »große Rollen« und noch viel mehr kleine, die immer die meiste Mühe machen, weil Charakter und Ausdruck einer Figur in nur zwei, drei Sätzen »sitzen« müssen.

Faulkners Roman verhandelt existentielles Unglück, zugleich ist ihm wegen des zunehmenden Rassismus’ in den USA Aktualität zugewachsen. Hat dies Einfluss auf Ihre Inszenierung?

Je genauer wir 1932 abbilden, je präziser wir diese Zeit hörbar machen können, je genauer wir am Text bleiben, umso größer ist meines Erachtens der Erkenntnisgewinn des Hörers durch die zeitliche Differenz. 

Sie haben einmal gesagt, ein Text, der Sie zum Inszenieren und Dramatisieren herausfordere, sollte Ihnen »schlaflose Nächte und Ängste bereiten«.

Schlaflose Nächte und Ängste bereitet mir jede Hörspielproduktion, und je älter ich werde und je mehr ich inszeniere, umso schlimmer. Ich meinte damit, dass ich Stoffe suche, die meine Kreativität herausfordern, bei denen ich mich nicht auf Bewährtem, Erfolgreichem ausruhen kann, sondern neue, nicht erprobte, vielleicht auch riskante Wege ausprobieren, beschreiten muss.

Was waren die Herausforderungen bei Faulkners Roman ?


Vor allem die Struktur. Die kunstvoll ineinander verwobenen Rückblenden. Dann die elaborierte Faulkner‘sche Sprache. Auch die Vielzahl der Personen.

Wie machen Sie die Südstaatenprovinz Anfang der 1930er-Jahre hörbar?

Durch die Spielweise der Schauspieler. Durch Geräusche und Musik, durch Rhythmus und Ästhetik. Wie immer bei übersetzten Romanen, die zu anderen Zeiten und in anderen Ländern spielen, ist es eine Frage der Behauptung und Akzeptanz dieser Behauptung. Der Hörer hört einen deutsch gesprochenen, deutsch gespielten Text. Dass es sich dabei um einen Südstaatensheriff aus den 1930er-Jahren handelt, muss der Hörer sozusagen »hinzuhören«. Wir liefern die Person, den Inhalt und akustische Reize, die das ermöglichen.

Ist die Komposition von Pierre Oser in dieser Zeit verortet?

Ja und nein. Strukturen, Motive, Instrumentierung sind zum Teil an diese Zeit angelehnt, aber nicht abkopiert, sondern zitiert. Es bleibt immer eine zeitliche Differenz, sozusagen eine Entfernung von 1932 zu 2017 hörbar.

Faulkners Sätze sind sehr lang und enthalten wichtige Informationen noch in ihren kleinsten Verästelungen. Wie geht Ihre Bearbeitung damit um?

Um so viel Faulkner wie möglich im Hörspiel zu halten, wird es einen »Erzähler« geben, Ulrich Matthes. Wie kaum ein anderer ist er in der Lage, einen Text in all seinem sprachlichen und ästhetischen Reichtum bis in feinste Nuancen hinein zu verlebendigen, einfach zu machen, verstehbar, nachvollziehbar, in Schönheit und Eleganz; manchmal mit feiner Ironie, aber immer empathisch ohne sentimental zu werden. Wir haben rund vierhundertfünfzig Minuten zur Verfügung, können uns Zeit lassen und dem Faulkner'schen Tempo, der Architektur der Sätze bis in allerfeinste Details folgen. 

Licht im August
  • Tipp
William Faulkner
Gelesen von Ulrich Matthes

Das zeitlose Meisterwerk erstmals als Hörspiel inszeniert

Mit sinnlicher Leidenschaft entrollt William Faulkner in diesem Klassiker drei Lebenswege in den Südstaaten der USA: Lena Grove zieht hochschwanger in die Fremde, auf der Suche nach ihrem Geliebten. Der Geistliche Gail Hightower verliert Amt und Familie und träumt sich in eine glorifizierte Vergangenheit. Und Joe Christmas, ein Adoptivkind, fürchtet, in seinen Adern fließe »Negerblut«. Auf der Flucht vor sich selbst wird er zum Mörder.

Licht im August ist das bekannteste Werk des Nobelpreisträgers William Faulkner, das durch die Konstruktion und die Beschäftigung mit Themen wie Rassenideologie, Ausgestoßensein und religiösem Wahn bis heute nichts an Aktualität verloren hat. Basierend auf der Neuübersetzung von Helmut Frielinghaus und Susanne Höbel setzen der mehrfach ausgezeichnete Regisseur Walter Adler und der Komponist Pierre Oser diesen Roman erstmals als opulentes Hörspiel in Szene.

ab
15,00 €