Hörbuchtipp

Haruki Murakami »Die Ermordung des Commendatore. Band I und II«

05.10.2023

Ein Hörbuchtipp von Silke Nastoll (Lektorin) und Tessa Müller (Presse)

Wenn ein neues Buch von Haruki Murakami auf den Markt kommt, ist das ein Ereignis. In Japan geht das so weit, dass Buchhandlungen kurz nach Mitternacht ihre Türen öffnen und Menschen Schlange stehen, nur um das neueste Werk des Autors schnellstmöglich in ihren Händen zu halten. Nun sind im Februar und im April die zwei Teile seines neuesten Romans »Die Ermordung des Commendatore« in Deutschland erschienen und hier gleich auf der SPIEGEL-Bestsellerliste gelandet. Beide Bände haben auch uns in Ihren Bann gezogen. Die Stimme David Nathans, der dieses Werk ganz ausgezeichnet für uns als Hörbuch eingelesen hat, hat ihr Übriges dazu beigetragen.

In Haruki Murakamis Roman geht es um Kunst und die Entstehung von Kunst, um Einsamkeit und Sinnsuche. Im Mittelpunkt stehen ein Maler, der von seiner Frau verlassen wurde, und ein Gemälde mit dem Titel »Die Ermordung des Commendatore«, der sich auf eine Szene in Mozarts Oper Don Giovanni bezieht. Nachdem der namenlose Maler in einem abgeschiedenen Haus in den Bergen das Bild entdeckt, geschehen merkwürdige Dinge um ihn herum.

Durch die Aufeinanderfolge mysteriöser Ereignisse gerät die Alltagswelt des Malers ins Wanken. Und wie nebenbei lässt Murakami eine Parallelwelt entstehen, auf diese besondere und selbstverständliche Weise, wie nur er das kann. Auffallend sind in diesem Zusammenhang die vielen Referenzen zu »Alice im Wunderland«. So lässt Murakami, ein bekennender Lewis-Carroll-Fan, z. B. die Schwester des Protagonisten davon überzeugt sein, dass es den Märzhasen und die Grinsekatze wirklich gibt, und dann verschwindet die Hauptfigur im zweiten Band des Romans auch noch in einem Loch im Boden …

Sprecher David Nathan, der auch den Hutmacher (Jonny Depp) im Film »Alice im Wunderland« – hinter den Spiegeln synchronisierte, unterstreicht mit seiner sonoren Stimme die hypnotische Kraft des Romans. Wie kein anderer schafft er es, das Unheimliche, Lauernde, Mysteriöse ebenso zum Klingen zu bringen wie das Hintergründige und Zarte. Das Einlesen von Haruki Murakamis neuestem Werk war für ihn eine Herzensangelegenheit: Murakamis Texte zu lesen, ist einfach ein Vergnügen, schwärmt Nathan nach den Aufnahmen. Seine Sätze sind klar, kurz, präzise und trotzdem geheimnisvoll und vielschichtig.

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