Colson Whitehead: »Die Nickel Boys«

Die Nickel Boys

Ein Hörbuchtipp von Silke Nastoll (Lektorin)

Sogar als Tote machten die Jungs noch Ärger.

Nach seinem großen, preisgekrönten Roman »Underground Railroad« können sich die Fans des amerikanischen Autors Colson Whitehead – so auch ich – nun auf seinen neuen Roman »Die Nickel Boys« freuen! Eine kleine Besonderheit: Er erschien in Deutschland bereits einen Monat vor dem amerikanischen Original, und auch die geniale Interpretation des Textes von Torben Kessler ist als Hörbuch schon zu haben! Der großartige Vorleser nähert sich Whiteheads »Nickel Boys« mit feinem literarischem Gespür.

Wie auch in »Underground Railroad« widmet sich Whitehead in seinem neusten Werk einem Kapitel der Geschichte des amerikanischen Rassismus. Er berichtet mit eindringlichem Realismus über die Verhältnisse in der Nickel Academy, unter denen besonderes die schwarzen Jugendlichen in den 1960er Jahren zu leiden hatten. Es handelt sich um die größte Reformschule der Vereinigten Staaten und es hat sie tatsächlich gegeben, wenn auch unter anderem Namen. Genau wie am Romananfang beschrieben, entdeckten Archäologiestudenten neben dem offiziellen Friedhof nicht registrierte Skelette, als auf dem Gelände der ehemaligen Anstalt ein Bürokomplex entstehen sollte. So kamen die Grausamkeiten, die dort passiert sind, erst mehr als 50 Jahre später ans Licht. Die Geschichte von Whiteheads Protagonisten Elwood, einem intelligenten, schwarzen Teenager, der in Tallahassee bei seiner Großmutter aufwächst, ist dagegen fiktiv. Der Junge ist ein Bewunderer Martin Luther Kings und macht sich große Hoffnung aufs College gehen zu können. Doch es soll ganz anders kommen. Durch einen unglücklichen Zufall landet Elwood in der Besserungsanstalt Nickel Academy. Hier muss er erfahren, dass Missbrauch und Demütigung – vor allem der schwarzen Insassen – dort System haben. Anders als Curtis, ein Junge, mit dem er sich anfreundet, kann er sich nicht mit der ungerechten Behandlung abfinden und gerät dadurch immer wieder in Gefahr.

Colson Whitehead baut die Geschichte der Nickel Boys sehr geschickt auf: sie wirkt gleichzeitig wie ein Zeitzeugnis und eine rührende Erzählung über die Hoffnungen und Ängste der beiden Jungs und deren Versuche sich aus dem engen System zu befreien. So entwickelt sie trotz der teils nüchternen, teils lakonischen Erzählweise einen unglaublichen Sog.

Die kluge und feinsinnige Interpretation Torben Kesslers setzt die erschütternde Geschichte ins perfekte Licht. Er tritt an den richtigen Stellen mit der nötigen Zurückhaltung hinter den Text und lässt die Brutalität von Whiteheads Worten für sich sprechen ohne jedoch die Empfindungen der Jungs zu vergessen. 
Überzeugend komponiert und berührend gelesen! Ein echter Hörgenuss! 

Die Nickel Boys
  • Prämiert
  • Tipp
Colson Whitehead
Gelesen von Torben Kessler

Ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis – Colson Whiteheads großartiger Roman

Florida, Anfang der 1960er-Jahre. Der sechzehnjährige Elwood lebt mit seiner Großmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee und ist ein Bewunderer Martin Luther Kings. Als er einen Platz am College bekommt, scheint sein Traum von gesellschaftlicher Veränderung in Erfüllung zu gehen. Doch durch einen Zufall gerät er in ein gestohlenes Auto und wird ohne gerechtes Verfahren in die Besserungsanstalt Nickel Academy gesperrt. Dort werden die Jungen missbraucht, gepeinigt und ausgenutzt.

Erneut bringt Whitehead den tief verwurzelten Rassismus und das nicht enden wollende Trauma der amerikanischen Geschichte zutage. Sein Roman, der auf einer wahren Geschichte beruht, ist ein Schrei gegen die Ungerechtigkeit.

Mit seinem Gespür für literarische Texte interpretiert der Schauspieler Torben Kessler die Geschichte der Nickel Boys Elwood und Turner einfühlsam und doch schonungslos.

ab
15,00 €