Romy Hausmann: »Liebes Kind«

Cover: Liebes Kind

Ein Hörbuchtipp von Stefanie Düpmann (Lektorin)

Bei diesem Hörbuchtipp verspüre ich einen enormen Druck, die passenden Worte zu finden, um auszudrücken, wie überzeugt ich von diesem Hörbuch bin. Den Inhalt so auf den Punkt bringen, dass nicht zu viel verraten, die Spannung aber deutlich wird. Neugierig machen auf die Stimmen, die so passend den Ton des Textes treffen. Ich will es versuchen.

Das Thriller-Debüt »Liebes Kind« von Romy Hausmann fängt da an, wo andere Geschichten enden. Eine Frau wird auf der Flucht von einem Auto erfasst, kommt ins Krankenhaus, ist bewusstlos. Bei ihr ein junges Mädchen, Hannah, ihre 13-jährige Tochter. Beide scheinen vor demjenigen gerettet, vor dem sie geflohen sind. Gleichzeitig erfährt ein Vater, dass es Hinweise gibt, seine als Studentin verschwundene und seit Jahren vermisste Tochter, liege verletzt aber lebend in einem Krankenhaus. Was wie ein Happy End klingt, ist aber erst der Anfang dieses Entführungsfalls, der einen fassungslos macht. Der Vater eilt an das Krankenbett, betrachtet die Frau, sieht die ihm so vertraute Narbe an der Stirn und sagt: Das ist nicht meine Tochter. Er geht zurück auf den Flur, sieht Hannah und ruft: Das ist meine Tochter!

Bis zu diesem Zeitpunkt hat man beim Hören leicht den Eindruck, man durchschaue, in welche Richtung sich diese Geschichte bewegt. Ich selbst hatte beim Prüfen des Manuskriptes einen leichten Anflug von Arroganz und war mir sicher, ich wüsste, wie der Hase läuft. Ich lag falsch. Der Hase schlägt solche Haken, dass einem schwindelig wird. Jede beim Hören mühsam erarbeitete Theorie über den Ausgang der Geschichte wird durch die Autorin Romy Hausmann mit einem Satz – manchmal nur mit einem einzigen Wort – komplett zerstört. Immer wieder.

Getragen wird das ganze durch ein hervorragendes Sprecherensemble. Drei Stimmen für drei Perspektiven. Ulrike C. Tscharre spricht die Frau, die nie gedacht hätte, dass ihr Lebenswille groß genug ist, um das Leid zu ertragen, das ihr zugemutet wird. Ein Leid, das eigentlich nicht ihres ist. Leonie Landa trifft die Zwischentöne perfekt, wenn sie Hannah spricht, aufgewachsen in einer verschlossenen Hütte, ein wenig weltfremd und doch viel klüger als erwartet. Und zuletzt Heikko Deutschmann als verzweifelter Vater, dessen Sehnsucht bisweilen moralische Grenzen sprengt.
Ist das jetzt schon zu viel verraten? Bringt es die einzigartige Komposition dieses Thrillers auf den Punkt? Die herausragende Sprecherleistung? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, Sie müssen »Liebes Kind« von Romy Hausmann hören!

Liebes Kind
  • Tipp
Romy Hausmann
Gelesen von Leonie Landa

Schockierend, berührend, unvorhersehbar: Ein Thriller-Debüt der Extraklasse

Eine fensterlose Hütte im Wald. Lenas Leben und das ihrer zwei Kinder folgt strengen Regeln: Mahlzeiten, Toilettengänge, Lernzeiten werden minutiös eingehalten. Sauerstoff bekommen sie über einen »Zirkulationsapparat«. Der Vater versorgt seine Familie mit Lebensmitteln, er beschützt sie vor den Gefahren der Welt da draußen, er kümmert sich darum, dass seine Kinder immer eine Mutter haben. Doch eines Tages gelingt ihnen die Flucht – und der Alptraum geht weiter. Denn vieles deutet darauf hin, dass der Entführer sich nun zurückholen will, was ihm gehört.

ab
29,95 €