Anika Decker: »Wir von der anderen Seite«

Cover: Wir von der anderen Seite

Ein Hörbuchtipp von Janne Meincke (Lektorin)

Girlfriend in a coma, I know, I know, it’s serious!

Zugegeben: Mit The Smiths-Zitaten kriegt man mich sofort. Vor allem, wenn sie so herrlich selbstironisch platziert werden wie von Anika Decker, die diesen Ohrwurm ihrer Protagonistin Rahel Wald einsetzt, als diese aus dem Koma erwacht. Aber auch davon abgesehen merkt man schnell, dass es sich hier um etwas ganz Besonderes handelt: Anika Decker verarbeitet in ihrem Debütroman vieles, was sie selbst erlebt hat, und schafft wahnsinnig sympathische und glaubhafte Figuren, die man am liebsten im eigenen Leben hätte. Rahels Schicksal dann noch von Katja Riemann vorgelesen – oder vielmehr vorgespielt – zu bekommen, ist ein wahrer Genuss!

Obwohl Rahel – wie ihre Schöpfern Anika Decker – erfolgreiche Drehbuchautorin von Komödien ist, ist an ihrer Geschichte eigentlich nichts Komisches. Rahel erwacht aus einem Fiebertraum und weiß nicht, was mit ihr passiert ist, weiß nicht, warum der Arzt von einer Medikamentensucht spricht, weiß nicht, wie schlecht es wirklich um sie stand und steht. Doch mithilfe ihres Talents, alles mit Humor zu nehmen, und ihrer etwas verrückten, aber sehr liebenswerten Familie will sie sich von der anderen Seite zurück ins Leben kämpfen. Was leicht zu deprimierend oder zu klamaukig werden könnte, löst Anika Decker ganz hervorragend: Bevor es zu traurig wird, hat jemand wieder einen lockeren Spruch auf den Lippen, ohne den Ernst der Lage ganz verpuffen zu lassen oder an Authentizität zu verlieren.

Und auch wenn immer eine ordentliche Portion herrlicher Sarkasmus und Witz mitschwingt, stecken in dieser zehnstündigen Lesung so viele wichtige Themen, dass einem manchmal ganz schwer ums Herz wird – direkt danach aber schon wieder ganz leicht, weil man sich so verstanden fühlt und Anika Decker immer genau den richtigen Ton trifft. Es geht darum, zu erkennen, was im Leben wirklich zählt, wer in Extremsituationen zu einem hält, aber auch um Sexismus in der Filmbranche und darum, sich als Frau nicht kleinmachen zu müssen (oder zu lassen).

All das ist schon großartig. Doch noch besser wird es durch die grandiose Interpretation von Katja Riemann, die beweist, dass sie zu Recht eine der erfolgreichsten und vielseitigsten Schauspielerinnen des Landes ist. Jeder Schmerz, jede Träne, jede Panikattacke, jedes Augenzwinkern, jedes Lallen und jeder Witz werden von ihr so perfekt umgesetzt, dass man beim Hören meint, alles selbst zu fühlen. 

Ein wunderbares Hörbuch, das Mut macht und glücklich, an den richtigen Stellen nachdenklich und wütend und einen mit dem Gefühl hinterlässt, alle Figuren (und Anika Decker und Katja Riemann) in den Arm nehmen zu wollen.

Wir von der anderen Seite
  • Tipp
Anika Decker
Gelesen von Katja Riemann

Schauspielerin Katja Riemann liest den Debütroman der erfolgreichsten Kino-Autorin Deutschlands – persönlich, humorvoll, emotional

Als Rahel Wald aus einem heftigen Fiebertraum erwacht, versteht sie erst mal gar nichts. Wo ist sie, warum ist es so laut hier, was sind das für Schläuche überall. Nach und nach beginnt sie zu verstehen: Sie ist im Krankenhaus, sie lag im Koma. Doch richtig krank sein, hatte sie sich irgendwie anders vorgestellt: feierlicher, ja, heiliger.
Als Komödienautorin kennt sich Rahel durchaus mit schrägen Figuren und absurden Situationen aus, aber so eine Reise von der anderen Seite zurück ins Leben ist dann doch noch mal eine eigene Nummer. Vor allem, wenn der Medikamentenentzug Albträume und winkende Eichhörnchen hervorruft. Zum Glück kann sie sich auf die bedingungslose Unterstützung ihrer verrückten Familie verlassen, die immer für sie da ist. Und noch etwas wird Rahel immer klarer: Ihr Leben ist viel zu kostbar, um es nach fremden Erwartungen auszurichten. Von jetzt an nimmt sie es selbst in die Hand.

»Was war das für eine Freude, Dein Buch zu lesen – ich habe laut gelacht und ins Papier geweint.« Katja Riemann 

ab
14,00 €