Adam Baron: »Freischwimmen«

Freischwimmen

Ein Hörbuchtipp von Dörthe Gaettens (Rechte und Lizenzen)

Aufgewachsen an einem See der Mecklenburger Seenplatte stehen Wasser, Schwimmen, Tauchen auf Platz 1 meiner schönsten Kindheitserinnerungen. Sobald die Quecksilbersäule unseres Wasserthermometers (eigentlich war es ein Badewannenthermometer) mehr als 16-17 Grad anzeigte, waren meine Freunde und ich mehr im als nur am See unterwegs. 

Der neunjährige Held in Adam Barons Kinderbuchdebüt »Freischwimmen« hingegen war noch nie schwimmen. Wirklich: Noch nie! Und „noch nie schwimmen“ heißt in seinem besonderen Fall: Er hat noch nie auch nur einen Fuß ins Wasser eines Sees, eines Flusses, eines Meeres oder eines Schwimmbads gesetzt. Nicht, weil er nicht wollte – im Gegenteil … 

Mit diesem Geständnis, mit dieser Ansage beginnt der Junge namens Cymbeline Iglu – auch Cym genannt – und er heißt WIRKLICH so („Meinen Namen müsst ihr mir schon glauben, so heiße ich wirklich, das steht auf meinem Ranzen, meinem Pullover, im neuen Pass und so weiter“) –  von dem Tag zu erzählen, an dem sich dies änderte, und der schließlich alles veränderte.

Als plötzlich Schwimmen auf Cyms Unterrichtsplan steht, löst eine Krise die nächste aus. Cym verstrickt sich blöderweise in Prahlereien und willigt in ein Wettschwimmen ein. Schwimmen – wie schwer kann das schon sein? Also bereitet er sich vor. Er informiert sich im Wörterbuch über Schwimmstile, schaut Schwimm-Tutorials im Internet und übt in der Badewanne, während seine Mum eine Ausrede nach der anderen findet, um nicht mit ihm in die Schwimmhalle zu müssen. Sein letztes Ass im Ärmel: die Badehose seines Dads. Trotzdem ertrinkt er fast. Daraufhin erleidet Cyms Mum einen Nervenzusammenbruch, und Cym kommt zu Verwandten – zur Schwester seiner Mum. Und eine noch größere Familientragödie kündigt sich an …

Am Ende wissen wir: Wer die Wahrheit sucht, muss tief tauchen! Denn tatsächlich kommt Cymbeline vielen Wahrheiten auf den Grund, die die Erwachsenen seiner Familie ihm vorenthalten haben.

Adam Baron hat in »Freischwimmen« einen wahren Helden erschaffen. Und Cymbelines Heldenstück, das kann an dieser Stelle verraten werden, ist: der Umgang mit der Realität. Wie Cym sich auf neue Verhältnisse einlässt und aus Krisen herausfindet, imponiert vor allem auch, weil Adam Baron einen Ton für seinen jungen Protagonisten gefunden hat, der – bei aller Schwere der Ereignisse – durch Leichtigkeit, Humor, Offenheit und Optimismus besticht. Und weil es eine Stimme ist, die man einem Jungen in Cyms Alter unbedingt abnimmt. 

Die Stimme von Julian Greis passt perfekt zu Adam Barons hochgelobtem Kinderbuchdebüt. Mit scheinbarer Leichtigkeit interpretiert er Cymbeline Iglus Geschichte und bringt die Ängste, die Zerbrechlichkeit, aber auch den Witz, die Unbekümmertheit und die Stärke des jungen Helden zum Klingen. Und nicht erst am Ende hat man Tränen in den Augen: vor Ergriffenheit und vor Lachen.

»Freischwimmen« ist ein Hörbuch für Hörer*innen ab 10 Jahren – und ich empfehle es wirklich allen, vor allem auch Erwachsenen! Also: Abtauchen und »Freischwimmen« hören!

Freischwimmen
  • Prämiert
  • Tipp
Adam Baron
Gelesen von Julian Greis

Wer die Wahrheit wissen will, muss tief tauchen

Cym ist noch nie geschwommen – kein einziges Mal. Kein Wunder, dass ihn die Aussicht auf den ersten Schwimmunterricht in der Schule nervös macht. Andererseits – wie schwer kann das schon sein? Cym trägt schließlich die Badeshorts seines Vaters. Leichtherzig lässt er sich zu einem Wettkampf hinreißen. Dass Cym dabei fast ertrinkt, hätte niemand erwartet. Dass der Unfall eine Familienkrise auslöst, erst recht nicht. Cym muss einer Wahrheit auf die Spur kommen, die sein Leben auf den Kopf stellt. Doch das Beste ist, dass er dadurch echte Freunde gewinnt.

Eine einfühlsame Geschichte über die Dinge, die man selbst erfahren muss, weil einem die Erwachsenen nichts sagen. Eine ergreifende Familiengeschichte. Und eine Geschichte, die trotzdem Raum zum Lachen lässt.

ab
16,00 €